8.2.2 Versagensmechanismen
8.2.2.4 Schubdruckversagen
Damit Schubdruckversagen, d.h. Überschreitung der aufnehmbaren schiefen Hauptdruckspannungen am Wandfuß, beobachtet werden kann, müssen insbesondere zwei Bedingungen erfüllt sein: Zum einen ist eine hohe Steinzugfestigkeit erforderlich, damit die Wand nicht bereits vor Erreichen der Versagenslast für Schubdruckversagen infolge Steinzugversagen versagt. Zum anderen ist auch eine hohe Auflast erforderlich, um ein vorzeitiges Versagen infolge Überschreitung der Scherfestigkeit zu vermeiden (Reibungsversagen). Darüber hinaus ist Schubdruckversagen nur bei verminderten Überbindemaßen lol/hu < 0,4 möglich.
Die hohe Normalkraft führt in Verbindung mit einer großen Querkraft dazu, dass sich in einer unteren Wandecke die Druckkräfte in einem zweiachsigen Spannungszustand überlagern. Die sich dort konzentrierende Druckspannung überschreitet schließlich die Druckfestigkeit des Mauerwerks, sodass Risse infolge der hohen Spaltzugkräfte entstehen. Die auftretenden Risse verlaufen dementsprechend in Richtung der Drucktrajektorien und bilden sich nahezu ausschließlich in dieser gedrückten Wandecke.