4.2.3 Lastabtrag unter Einzellasten

Mauerwerkswände werden im Allgemeinen linienförmig– beispielsweise infolge aufliegender Decken oder weiterer darüberstehender Wände – beansprucht und die Bemessung anschließend je laufenden Meter Wandlänge durchgeführt. Häufig ist es jedoch erforderlich, auch Einzellasten in die Mauerwerkswand einzuleiten, wie zum Beispiel durch aufliegende Unterzüge oder unter einer direkt auf der Wand stehenden Stütze.

Werden Mauerwerkswände durch Einzellasten beansprucht, verändert sich der Lastabtrag dahingehend, dass sowohl in Wandlängs- als auch in -querrichtung eine Lastausbreitung möglich ist. Der Lastverteilungswinkel darf hierfür im Mauerwerksbau mit α = 60° zur Horizontalen angenommen werden (s. Bild 4-13). Die Lastausbreitung kann angesetzt werden, wenn die Mauerwerkswand im Verband gemauert wird und sich die Beanspruchung so in den unteren Steinreihen auf die daneben angeordneten Mauersteine verteilen kann.

Aufgrund der punktuellen Lasteinleitung entsteht unterhalb der Lasteinleitungsfläche ein mehrachsiger Spannungszustand. Dieser bewirkt eine Erhöhung der Wandtragfähigkeit im Lasteinleitungsbereich, welche in Form des Nachweises der Teilflächenpressung bei der Bemessung berücksichtigt werden kann (vgl. Kap. 7.7).

Dennoch kann es in manchen Fällen vorkommen, dass der Ansatz der Teilflächenpressung nicht ausreicht, um eine hinreichende Tragfähigkeit nachzuweisen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sehr hohe Einzellasten in die Wand eingeleitet werden, wie beispielsweise im Auflagerbereich von hochbelasteten Stahl- oder Stahlbetonträgern. Um den Nachweis zu erbringen sind dann in der Regel örtlich begrenzte Verstärkungsmaßnahmen notwendig. Hierzu gehört beispielsweise der Einbau von Mauersteinen mit einer höheren Steinfestigkeitsklasse (vgl. Bild 4-14) unterhalb der Lasteinleitungsstelle oder die Anordnung eines Lastverteilungselements aus (Stahl-)Beton.